Sunday 21 October 2018

Gérard Bertrand und sein Gris Blanc 2017

Sonne ist das erste, was mir durch die Sinne geht, beim ersten Schluck von diesem Wein aus dem Süden Frankreichs, Sonne und Wind, dessen Farbe mich an die Flamingos erinnert, die ich einige Male bei meinem Urlaub bei Saint Pierre in den Salzpfannen der Camargue beobachten durfte.

c Jjshapiro
Gérard Bertrand ist inzwischen auch in Deutschland kein Unbekannter mehr. Doch als ich vor über 15 Jahren zum ersten Mal in der Nähe von Saint Pierre auf einem Campingplatz meinen Urlaub verbringe, war Monsieur Bertrand gerade erst in dem Weingut eingezogen, das mein Augenmerk gleich beim ersten Mal auf sich zog, als ich an diesem herrschaftlichen Gutshaus inmitten von Weinreben vorbeikam. L'Hospitalet war damals noch kaum angezeigt, aber es empfohl sich durch seine Lage. Kurz bevor man an den Kalkfelsen vorbei, mit der bedrohlichen französischen Luftwaffenbastion darauf, in vielen Kurven hinab zum strahlend blauen Mittelmeer fährt, liegt wie inmitten von Südfrankreich dieses Weingut, das sich Monsieur Bertrand im Jahr 2002 als Zentrum gewählt hatte, noch während er Profi-Rubgy Spieler war. Er hatte gerade im Jahr zuvor gewechselt vom RC Narbonne, bei welchem er 17 Jahre gespielt hatte, zum Stade Francais, wo er sogar zum Captain avancierte. Gleichwohl war es der frühe Unfalltod seines Vaters, der ihn noch stärker an das elterliche Geschäft des Winzers brachte. Doch mit einem BA in Business Administration und Sport (Toulouse) war seine Berufung nicht nur die des Winzers, sondern desjenigen, der Wein so zum Leben bringen wollte, wie es Sport für ihn war.
Aus L'Hospitalet wurde ein Paradies für Gaumen. Ich vergesse nicht die Nacht, in der ich mit der Familie ein kulinarisches Menü dort erleben durfte. Der kleine Sohn war zu groß für den Kinderwagen, aber er wollte dabei sein, und so betteten wir ihn nahe bei unserem Tisch in diesen, die Füße lukten hervor und, weil viel zu neugierig, streckte er sein Köpfchen mit seinen leuchtenden Augen, die gegen den Schlaf kämpften zu seinen Eltern hin, und betrachtete uns, wie wir Speisenfolge um Speisenfolge genießen durften.

Es war ein unglaublicher Abend, mit auf das Essen abgestimmten Weinen, und wir brauchten nicht einmal mehr zum Campingplatz zurück, sondern hatten uns eine Nacht im wunderbaren, wenn damals noch recht schlichten Gästehaus von L'Hospitalet genehmigt.
Am nächsten Morgen, im Shop des Guts, suchten wir uns einen Wein aus meinem Geburtsjahr aus - wir haben ihn noch nicht geöffnet, dafür aber vielmals umgezogen ...
Wunderbare Bilder und Erinnerungen kommen zurück, und bei jedem kleinen Schlückchen des Gris Blanc steigen neue auf.

Monsieur Bertrand hat nicht nur eine Verbindung zwischen Sport und Wein, Wissen und Leben geschaffen, bei ihm und auf seinen Weingütern ist auch Know-how, Geschmack und Geschäftssinn so gepaart, dass Leben Freude macht.


Lange Zeit hatte ich die Weine weder in England noch in Deutschland gefunden, und sie sind immer noch nicht in den Allerweltsregalen unserer Supermärkte zu finden. Vielleicht ist das auch ein Glück. Klar, Jaques Weindepot hat einige, auch andere Onlinehändler, aber, wie das Leben so spielt, dass ausgerechnet ein junges Team aus meiner zweiten Wahlheimat sich vor allem auf Monsieur Bertrand spezialisiert hat, das zeigt mir, dass die Welt weder zufällig noch unsinnig ist. Also, wer Wein kaufen will, der besuche meine Freundin Karo in ihrem Shop, wo dieser Wein übrigens noch viel günstiger ist als in großen Portalen.
Der Wein hält, was die Informationen der Händler versprechen. Er ist duftig, klar und direkt, er hat aber auch einen salzigen Camargue-ton, ein bisschen Erdbeer und, wie gesagt, die Farbe schimmert ins ganz leichte Rosa hinein, eine Flamingo-Verführung, wenn auch mit 12% eine leichte.

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